Trauerrede zur Beerdigung von Abbé George

04. November 2019

Liebe Mitbrüder , Familie, Verwandten und Freunde von Abbe George, liebe Trauergemeinde,


wir sind heute Morgen hier in unserer Pfarrkirche zusammen, um für Abbe George, der am vergangenen Donnerstag im Krankenhaus „Maria Hilf“ verstorben ist, das Exequienamt zu feiern. Ich danke Ihnen, dass sie zu dieser Feier gekommen sind. Dass sie in so großer Zahl hier sind, zeigt die enge Verbundenheit mit Abbe George, ist Ausdruck von Freundschaft und Dankbarkeit. Für mich aber auch ein deutliches Zeichen dafür, dass Wegberg ihm „Heimat“ geworden ist. „Einer der besten Menschen hat uns verlassen,“ hat mir ein früherer Merbecker geschrieben, „aber er hat Spuren für viele gute Menschen gelegt.“


Deshalb möchte ich heute Morgen nicht über Georges Biographie, sondern über seine Persönlichkeit ein paar Worte sagen. Meine erste Begegnung mit ihm werde ich nie vergessen. Er kam auf der Bahnhofstraße auf mich zu und sagte – und dabei fiel mir sein mir zugewandter, offener und freundlicher Blick besonders auf: „Sie sind doch die Bürgermeisterin… Können Sie nicht sieben Leute zusammentrommeln und einen Verein gründen, mit dem ich in meiner Heimatstadt Magara in Burundi eine Kinder- und Krankenstation bauen kann? Magara ist ein sehr armes Land. Den Menschen, vor allem den Kindern, fehlt es an medizinischer Versorgung.“ Ich sagte ihm meine Unterstützung zu und fand die sieben Leute in wenigen Tagen. Der Verein wurde gegründet, hat sich „Förderverein Abbe George“ genannt und ist zu einer festen Größe in unserer Stadt und in der Region geworden.


Abbe George war nicht nur „Aushängeschild“ sondern auch „Motor“ des Vereins: Er hat - solange er gesundheitlich konnte - an unseren Vorstandssitzungen teilgenommen; er ist mit uns in die Schulen gegangen; er war mit dabei auf Weihnachtsmärkten, Benefizveranstaltungen und anderen öffentlichen Aktionen. Er ist auf die Menschen zugegangen, hat Beziehungen geschaffen, Brücken gebaut, Netze geknüpft, Freundschaft gelebt, Freude vermittelt. Er überzeugte einfach durch seine menschliche Wärme, seine Freundlichkeit, seinen Humor. Unsere Arbeit wurde von der Bevölkerung großartig mitgetragen; wir waren so erfolgreich, dass die Kinder- und Krankenstation derzeit schon zu einem richtigen Krankenhaus erweitert wird.


Abbe George war zunächst Lehrer von Beruf und war das sehr gerne. „Kinder“, so hat er mir mal gesagt, „sind das überzeugendste „Ja“, das Gott uns Menschen gibt“, und das Leuchten in seinen dunklen Augen unterstrich diese seine Meinung. „Für sie da sein zu können, ist für mich Gnade. Aber – so George – je mehr ich mich mit der Bibel beschäftigt habe, umso mehr habe ich gespürt: ich möchte Priester werden, um diese frohmachende Botschaft den Menschen weiterzugeben, die oft so unglücklich sind.“ - Die unter uns, die George gut gekannt haben, haben es spüren können, wie der Glaube ihn „getragen“ hat. Dass der Glaube sein „Lebenselexier“ war. In jeder Situation….


In gesunden und auch in kranken Tagen …. Bei der Eucharistiefeier in der Kirche …. Beim eigenen Beten und Singen … vor allem bei der Begegnung mit Menschen ….


Wir alle haben George gemocht und geschätzt und viele sind ihm Freunde geworden … viele haben viel für ihn getan …. Über Monate hat er bei Familie Lennartz gewohnt ... er wurde oft in Familien eingeladen …. Insbesondere an Sonn- und Feiertagen …. Er war selten allein ….


Aber - George hat wegen seiner gesundheitlichen Entwicklung nach und nach vieles aufgeben und viele Einschränkungen hinnehmen müssen …. Er konnte nicht mehr nach Burundi fliegen … nicht mehr regelmäßig am Altar stehen … nicht mehr immer in der Hl. Messe sein … nicht mehr ohne Hilfe zurechtkommen …. Zuletzt nicht mal mehr in seiner Wohnung bleiben ….


Er musste ins Pflegeheim wechseln … erholte sich dort aber schnell, weil er Menschen um sich hatte … Er musste mehrmals ins Krankenhaus … musste auf die Intensivstation … ist dann palliativ medizinisch behandelt worden …. Am 24. 10. ist George gestorben. Er hat von vielem Abschied nehmen müssen …. Nicht aber von Gott …. Zu Ihm hat er auch in seinen schwersten Stunden voller Überzeugung gestanden. „Gott hat mir so viel geschenkt in meinem Leben. Geduld im Leiden – das kann ich ihm jetzt schenken,“ sagte er zu mir, lächelte dabei und sagte: “Danke Du für mich alle, die mich gekannt und sich um mich gesorgt haben.“


George hat aus Gott sein Leben gestaltet …. Er hat mit Gott sein Leben gelebt …. Er hat in Gott sein Leben beendet. Er wird - geborgen in Gott – weiter leben. Wir, das habe ich ihm versprochen, werden uns im Förderverein Abbe George weiterhin mit aller Kraft für Burundi, für die Menschen in seiner Heimat einsetzen, die George so sehr am Herzen lagen.


Sterbezettel